Vereinsheim NABU Niederselters

Die Geschichte des NABU-Vereinsheims

 

1875 war an der Eisenbachstrecke Limburg-Frankfurt der Niederselterser Bahnhof fertiggestellt worden, und ein Jahr später baute die Hessische Ludwigsbahn ein Anschlussgleis mit 2 Drehscheiben auf dem Brunnengelände. Dem Niederselterser Bahnhof wurde kurze Zeit später die Bahnmeisterei angegliedert. 1910 wurde die Straßenbrücke gebaut und 1914 der zweigleisige Streckenausbau beendet.

 

1962 ließ die Deutsche Bundesbahn oberhalb des Bahnhofes zwei kleine Gebäude errichten, die man die Rottenhäuser (Rotte = Arbeitsgruppe) nannte. Das kleinere Gebäude diente als Aufenthalts- und Unterkunftsort für die Bahnarbeiter des Streckenabschnitts Limburg - Idstein. Das etwas größere Haus beinhaltete Werkstatt- und Materialräume.

 

Mitte der 1980er Jahre plante die Deutsche Bundesbahn eine vollkommene Umgestaltung des Bahnhofsgeländes: der Bahnübergang Klosterstraße wurde geschlossen, eine Unterführung am Bahnhof angelegt, das Bahnmeistereigebäude an die Gemeinde Selters verkauft und eine große Zahl von Parkplätzen angelegt. Außerdem wurde die Strecke elektrifiziert.

 

Die 2 kleinen Rottenhäuser sollten abgerissen oder verkauft werden. Der Vorstand des am 9. Mai 1981 gegründeten Vogelschutzvereins unter dem Vorsitzenden Ferdinand Muth und der 1986 gewählte Bürgermeister Dr. Norbert Zabel verständigten sich schnell darauf, dass das oberhalb liegende kleine Haus nach einem Erwerb durch die Gemeinde Selters dem Vogelschutzverein als Vereinsheim zur Verfügung gestellt werden könnte.

 

Es waren keine leichten Verhandlungen mit dem Beauftragten der Deutschen Bundesbahn, hieß es später. Schließlich einigten sich Gemeinde und Bundesbahn auf einen Betrag von 18.000 DM für die beiden Rottenhäuser und das dazu gehörende Gelände. Das zweite Gebäude wurde dem Verschönerungsverein Niederselters ebenfalls als Vereinsheim in Aussicht gestellt.

 

Am 16. Oktober 1987 übergab Bürgermeister Dr. Norbert Zabel in einer Feierstunde im Brunnensaal des Schützenhofes (heute: Restaurant Split) im Beisein des Hessisches Umweltministers Karlheinz Weimar das unansehnliche, heruntergewirtschaftete Gebäude dem Vogelschutzverein. Der Pachtzins betrug 1 DM pro Jahr. Das ausgediente Gebäude bedurfte einer gründlichen Renovierung und Umgestaltung. Umweltminister Weimar zeigte sich erfreut über die vielen Aktivitäten der Vogelschutzgruppe, die kurz zuvor den Umweltpreis des Landkreises Limburg-Weilburg erhalten hatte. Umweltminister Weimar sprach davon, dass "in den Schutz der Umwelt investiertes Geld gut angelegt sei" und überreichte dem Vorsitzenden Ferdi Muth einen Scheck über 2000 DM. Das Engagement der Niederselterser Natur- und Vogelschützer sei vorbildlich, meinte Weimar. Ferdi Muth beschrieb kurz die geplanten Baumaßnahmen, wobei er neben einem Versammlungs- und Schulungsraum auch eine Werkstatt und ein Lager für Nistkästen einrichten wollte.

 

Ein Jahr später - Anfang November 1988 - konnte hoher Besuch im mittlerweile erneuerten Vereinsheim begrüßt werden. Ministerpräsident Walter Wallmann ließ es sich nicht nehmen, der Jugendgruppe und dem Vorstand der Vogelschutzgruppe einen Besuch im Rahmen seiner Kreisbereisung abzustatten. Denn für Wallmann, ein bekennender und engagierter Naturschützer, der später Bundesumweltminister wurde, war es, wie er betonte, wichtig, die Anliegen örtlicher Naturschützer zu fördern. Zuschüsse aus Wiesbaden für die Anliegen der Umweltschützer kamen mehrfach in Selters an.

 

Hauptförderer der Umweltaktivitäten der Vogelschützer blieb allerdings die Gemeinde Selters. Im Rahmen der Dorferneuerung wurden die Dächer der beiden Vereinsheime erneuert, der Eingangsbereich und die Fenster im Vogelschutzvereinsheim neugestaltet und die Außenanlage zum Teil gepflastert. Etwa 35.000 DM investierte in jenen Jahren die Gemeinde Selters, die dabei auch vom Kreis Limburg-Weilburg finanzielle Unterstützung erhielt.

 

Ferdi Muth verwies bei vielen Treffen auf die vorbildlichen Aktivitäten der Vogelschutzgruppe: 300 Nistkästen wurden kontrolliert, ein Krötenzaun aufgestellt und betreut, eine Obstbaumwiese und Himmelsteiche angelegt, Fledermausschutz betrieben und Vorträge zu Naturschutzthemen gehalten, ließ er 1989 verlauten. Die Euphorie der ersten Jahre hielt in den nächsten Jahrzehnten an.

 

Heute, 33 Jahre nach der Inbesitznahme des Vereinsheims, darf man zufrieden zurückblicken. Und dass die NABU-Gruppe seit 10 Jahren Eigentümerin des Vereinsheims ist, ist zweifellos ein Glücksfall und einmalig im Kreis Limburg-Weilburg.

 

Benjamin Zabel, Vorsitzender                                                                                                                  Jahr 2020

 

Vereinsheim vor der Renovierung 1988
Vereinsheim vor der Renovierung 1988
Vereinsheim vor der Erneuerung des Dachs (März 2019)
Vereinsheim vor der Erneuerung des Dachs (März 2019)
Vereinsheim vor der Erneuerung des Dachs (März 2019)
Vereinsheim vor der Erneuerung des Dachs (März 2019)